Vereinschronik

Vereinschronik

Der GTEV „D’Falkastoana“ Flintsbach wurde im Beisein von Franz Xaver Huber, dem damaligen Gauvorstand des Gauverband I, dem Flintsbach bis 1913 angehörte, am 24. Juni 1902 von 28 Mitgliedern gegründet. Erster Vorstand laut Vereinschronik war der Sattlermeister Josef Ellmerer aus Flintsbach.

Bereits im Jahre 1907 kam es dann zu einer ernsten Krise, da das Interesse am Vereinsleben bedenklich nachließ. Dies hatte zur Folge, dass die gesamte Vorstandschaft geschlossen zurücktrat. Daraufhin sah sich der Verein gezwungen, eine Generalversammlung einzuberufen, welche am 28. Juni 1907 stattfand, um einen neuen Ausschuss zu wählen. Am 5. April 1908 beschloss die Vorstandschaft unter 1. Vorstand Ludwig Oberauer, dem Verein „…den Namen Falkenstoana beizugeben…“.Die erste Vereinsstandarte wurde von H.H. Pfarrer Wenk im Beisein des Patenvereins „Riesenkopf“ Degerndorf, der Ortsvereine von Flintsbach, sowie des Krankenunterstützungsvereins Degerndorf-Brannenburg am 28. Juni 1908 geweiht. Der Chronist bemerkte, sich wohl an die erst vor kurzem überwundene Krise erinnernd: „…das Fest … wird uns zu festem Zusammenhalt des Vereins veranlassen“.

Foto von 1904
Am 2. Oktober 1904 fanden sich leider zu wenige Mitglieder ein zu einer fotographischen Aufnahme des Vereins

 

Im Jahr 1912 hatten die Plattler unseres Vereins zweimal die Gelegenheit vor dem Erbauer der Wendelsteinbahn, Herrn Dr. Steinbeis, und weiteren 200 Bankiers auf dem Wendelstein aufzutreten, wobei sie großen Beifall ernteten. Am 29. Juni 1913 beschloss der Verein, dem Inngauverband beizutreten. Im selben Jahr gründete der Verein eine Krankenkasse, die aber 1927 wieder aufgelöst wurde. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges zogen von den 62 Mitgliedern 58 in den Krieg, davon kehrten 22 Kameraden nicht mehr in die Heimat zurück. Nach fast 4-jähriger Pause wurde am 28. Dezember 1918 die Vereinstätigkeit mit einer Generalversammlung, die sehr gut besucht war, und aus der eine stattliche Anzahl an Neumitgliedern hervorging, wieder aufgenommen. Bei der Quartalversammlung am 12. März 1922 wurde beschlossen, die Patenschaft bei den „Grenzlandlern“ Kiefersfelden für die Fahnenweihe am 11. Juni 1922 zu übernehmen, woran der Verein „…mit zwei Wägen & Musik…“ teilnahm.

Vereinsfoto von 1912
Vereinsfoto von 1912

Bei der Generalversammlung 1922 wurde ein Gönner des Vereins, Herr Direktor Ernst Hammel, als Ehrenmitglied aufgenommen. Er war es dann auch, der dem Verein, den lange gehegten Wunsch erfüllte und die erste Vereinsfahne stiftete. Diese Fahne wurde am 17. Juni 1923 von H.H. Pfarrer Rieder zu Flintsbach geweiht. Die Patenschaft übernahm der Trachtenverein „Grenzlandler“ Kiefersfelden. Beim Festzug nahmen 35 Vereine und 6 Musikkapellen teil.

Bild

In den folgenden schweren Jahren blieb auch der Trachtenverein unter dem damaligen 1. Vorstand Albert Mayer nicht vom Einfluss der nationalsozialistischen Machthaber verschont. So zeigten sich die Plattler bei Begrüßungs- und Abschiedsabenden der NS-Organisation „Kraft durch Freude“. Man musste bei Trachtenaufmärschen, wie zum Beispiel am 1. Oktober 1933 in München, oder bei anderen vergleichbaren Kundgebungen dabeisein und mit der neuen politischen Richtung in der Öffentlichkeit mitmarschieren. Bei den Generalversammlungen in diesen Jahren wiederholten sich jedesmal folgende Szenen: die Vorstandschaft trat zurück und verwies auf Vorkommnisse, die es unmöglich machen weiterzuarbeiten. Durch Drängen seitens des Ortsgruppenleiters Hausstätter und Bürgermeisters Liebhart, beides Vereinsmitglieder, und deren Versicherungen alles zu versuchen, um „…den Verein zur Erhaltung zu unterstützen…“, wurde die Vorstandschaft überredet, sich zur Wahl zu stellen, und wurde bis auf meist unwesentliche Änderungen wiedergewählt. Wegen der Einberufung zahlreicher Mitglieder zum Heeresdienst wurden in den Kriegsjahren jedoch nur eine Generalversammlung und drei Ausschusssitzungen abgehalten.

Volksfest Rosenheim 1925
Volksfest Rosenheim 1925

Nach dem 2. Weltkrieg, aus dem 30 Vereinsmitglieder nicht mehr zurückkehrten, wurde die Vereinstätigkeit am Stephanitag 1945 wieder aufgenommen. Die vor dem Krieg beliebten Heimatabende und Tanzveranstaltungen fanden auch jetzt wieder großen Anklang. 1952 feierte der Verein das 50-jährige Gründungsfest. Den Protokollaufzeichnungen zufolge war es „… das größte Fest, das Flintsbach je gesehen hatte…“. 27 Trachtenvereine und 7 Musikkapellen zogen durch das festlich geschmückte Dorf. Bei dieser Feierlichkeit marschierten erstmals die Frauen und Dirndl in einheitlicher Tracht mit.

Preisplatteln
1. Preisplatteln des Vereins nach dem Krieg 1946. Auf dem Bild Elisabeth Funk (später verheiratete Obermair-Kamer) und als Plattlerbua Max Wiesböck.

Am 30. Juni/1.Juli 1962 wurde von uns das Gaufest des Bayerischen Inngaus ausgerichtet, verbunden mit unserem 60-jährigen Gründungsjubiläum. Der Heimatabend am 30. Juni beinhaltete ein sehr sauberes und abwechslungsreiches Programm, das von den 1700 Zuschauern mit großem Beifall belohnt wurde. Leider war das Festzelt zu klein, so dass viele Besucher keinen Platz mehr fanden. Am Sonntag versammelten sich mehrere tausend Gläubige vor dem Festaltar zum Gottesdienst. Den ca. 2 km langen Festzug gestalteten 44 Trachtenvereine und 11 Musikkapellen.

Verinsfoto 1952
Verinsfoto 1952

Das nächste größere Ereignis stand dann am 8. August 1971 im Rahmen einer Festwoche, die bis zum 15. August andauerte, ins Haus. In Verbindung mit unserem 70-jährigen Gründungsjubiläum fand nun auch die 2. Fahnenweihe seit Bestehen des Vereins statt. Fahnenmutter war Maria Braiteicher aus Fichbach. Die Patenschaft übernahm unser Patenverein „Grenzlandler“ Kiefersfelden, der die Patenschaft seit 1921 bis heute aufrecht erhält. Für den Heimatabend stellte der Festleiter und 1. Vorstand Georg Krapfl ein abwechslungsreiches Programm zusammen. Am Festsonntag hallten um 6 Uhr früh 20 Salutschüsse vom naheliegenden Steinbruch, und die Festmusikkapelle zog mit dem Trommlerkorps zum Weckruf durch das Dorf. Zur Bergüßung der ankommenden Vereine gab die Musikkapelle ein Standkonzert. 3 Standartenreiter, 33 Trachtenvereine, die Ortsvereine, 7 Musikkapellen, 4 Festwagen und 2 Kutschen bildeten den Festzug, der sich an ca. 5000 Zuschauern vorbeibewegte.

Fahnenweihe 1971
2. Fahnenweihe 1971

1975 hatten wir die ehrenvolle Aufgabe, anlässlich der Fahnenweihe am 9./10 August unseres Patenvereins „Grenzlandler“ Kiefersfelden die Patenschaft zu übernehmen. 1977 jährte sich zum 75.mal die Gründung unseres Vereins. Es wurde beschlossen, das Jubiläum in einem kleineren Rahmen und nur mit den Nachbarvereinen zu feiern und es wurde so ein recht harmonisches Fest.

Fahnenweihe

Als nächstes größeres Ereignis kann man in Flintsbach die 1000-Jahr-Feier 1986 erwähnen. Federführend für die praktischen Ausführungen der Arbeiten, wie zum Beispiel beim Zeltaufbau war der Trachtenverein. Auch beim Maibaumaufstellen am 1. Mai 1986 war der Trachtenverein und da besonders 2. Vorstand Josef Huber verantwortlich. Unsere Plattlergruppen hatten beim Festabend mehrere Auftritte. Am Festzug waren die Vereinsmitglieder mit den verschiedensten Aufgaben betraut, z.B. marschierte eine Gruppe in einer historischen Tracht mit, wie sie der Maler Lorenz Quaglio 1818 in Flintsbach auf Zeichnungen festgehalten hatte.

An den verschiedenen Festen wie Ostern, Pfingsten, Maria Himmelfahrt, Erntedank, Kirchweih und am Jahrtag der Ortsvereine ist es für Vereinsmitglieder selbstverständlich, sich in der Tracht zu zeigen. Bei der Fronleichnamsprozession werden von den Dirndl eine Christusfigur und von den Männern mehrere Prozessionsstangen getragen. Am zweiten Adventsonntag gestaltet der Trachtenverein mit Musikgruppen in der Petersbergkirche einen Gottesdienst. Alljährlich veranstaltet der Verein zusammen mit der Musikkapelle Flintsbach ein Waldfest, wo die Plattlergruppen vor großem Publikum aufreten. Das kulturelle Leben in der Gemeinde spielt beim Trachtenverein überhaupt eine sehr große Rolle.

Als der Flintsbacher Pfarrer Josef Rosenegger in den sechziger Jahren begann, nach und nach alle Kirchen der Pfarrei renovieren zu lassen, fand er beim Trachtenverein immer wieder tatkräftige Untestützung. So sorgte der Trachtenverein bei der Renovierung der Petersbergkirche für den Transport von Baumaterial, Bilder, Figuren und Glocken. Einen kleinen Beitrag zum Jahr des Denkmalschutzes 1975 leistete der Trachtenverein, indem er unser Wahrzeichen, die Burgruine Falkenstein, von lästigem Gebüsch und störenden Baumzweigen befreite, um so die Burganlage wieder besser zur Geltung zu bringen. Ebenfalls wurde auf Initiative und mit Arbeitskräften des Vereins 1981 die alte Oberflintsbacher Dorfkapelle renoviert, und die Marienstatue, die früher beim Antlaß von der Miederdirndl getragen wurde, fand in der Kapelle ihren Platz.

Huber-Kapelle
Huber-Kapelle

Im Bereich Volksmusik- und Volkstanz konnte sich unser Verein immer von der besten Seite zeigen. Inzwischen zur Tradition gewordenen ist der Volkstanz am Pfingstsamstag in der Wendelsteinhalle in Brannenburg, der mit dem Trachtenverein Brannenburg seit 1975 veanstaltet wird. Von Anfang an dabei ist die Kreuther Klarinettemusi, die diesen Tanz bei Volkstanzfreunden immer wieder zu einem Schmankerl macht.

Einen wichtigen Teil des Vereinslebens stellt die Jugendarbeit der Plattler- und Musikgruppen dar. Dank unserer Jugendleiter, Vorplattler und Musikwarte können wir seit langen Jahren immer mit Stolz auf die jungen Leute zurückblicken. Bei den Plattlern haben wir bei drei Gruppen einen Stand von 25 Paaren. Unsere Musikwartin betreut zur Zeit 33 junge Musikanten, die bei uns Hackbrett, Zither, Gitarre, Flöte, Altflöte, Okarina, Ziach, Harfe, Raffele, Bass und Geige erlernen. In den letzten Jahren haben sich mehrere Musikgruppen gebildet, darunter die Wildbarren-Musi, die 1987 mit dem Wasseburger Löwen ausgezeichnet wurde.

Eng verbunden mit dem Trachtenverein war schon immer die Musikkapelle Flintsbach, deren Mitgliedschaft im Trachtenverein verankert ist. Im Jahre 1854 wurde die Musikkapelle in einem Kassenbuch der damals bestehenden Chormusikgesellschaft erstmals erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt spielte die Kapelle überwiegend bei kirchlichen Anlässen, aber schon bald mehrten sich die Gelegenheiten zur Unterhaltung aufzuspielen. Für den Verein ist die Musik im Laufe der Jahre ein wichtiger Faktor geworden und ist bis zum heutigen Zeitpunkt bei festlichen Anlässen nicht mehr wegzudenken. So war es auch ganz selbstverständlich, dass wir beim 125-jährigen Jubiläum der Musikkapelle im Rahmen eines Heimatabends unseren Beitrag leisteten. An der Gestaltung dieses Festabends nahmen unsere Plattlergruppen teil und zeigten dabei beachtliches Können. Beim Festzug am nächsten Tag prägte unser Verein durch sein Auftreten den guten Gesamteindruck dieses Festes mit.

Gründungsfest 1992
Festgottesdienst zum 90-jährigen Gründungsfest am 13. September 1992 im Burghof der Ruine Falkenstein